Die Freizügigkeit in der EU und damit natürlich auch die EU-Binnenmigration waren und sind politisch gewollt. Deutschland und Hamburg profitieren stark von dem Zuzug gut qualifizierter Fachkräfte aus den EU-Staaten. Aber natürlich führt das Wohlstandsgefälle innerhalb Europas auch dazu, dass Menschen migrieren, um sich überhaupt eine Existenzperspektive zu suchen. Solange selbst die Aussicht auf einen schlecht bezahlten Aushilfsjob im Dunstkreis der Ausbeutung immer noch attraktiver erscheint als ein perspektivloses Leben in bitterster Armut, werden sich Menschen auf den Weg nach Deutschland und Hamburg machen. Zumal dann, wenn zur Armut auch noch die ethnische Diskriminierung etwa als Roma-Minderheit hinzukommt.
Die Situation derjenigen, die hier auf der Suche nach Perspektiven und Existenzsicherung scheitern, ist oft verzweifelt: Viele finden sich auf der Suche nach Arbeit in illegalen Beschäftigungsverhältnissen mit ausbeuterischen Niedrigstlöhnen wieder. Viele haben kein Geld für irgendeine Wohnung und sind obdachlos. Das gilt inzwischen auch für Familien mit Kindern. Viele haben keinen Krankenversicherungsschutz. Und zunehmend sind es südosteuropäische Frauen, die sich – etwa in St. Georg – auf einem inzwischen kriminalisierten Straßenstrich prostituieren.
Die Armutszuwanderung etwa aus Bulgarien und Rumänien und die neuen Zielgruppen stellen die Träger und Einrichtungen des sozialen Hilfesystems vor große Herausforderungen. Für das Diakonische Werk Hamburg ist das eine strategische Schwerpunktaufgabe: Zum einen gilt es, konkrete Hilfs- und Unterstützungsangebote zu entwickeln und umzusetzen. Darüber hinaus erfordern die neuen Zuwanderinnen und Zuwanderer aus Osteuropa eine ganz neue arbeitsfeldübergreifenden Zusammenarbeit von z. B. Wohnungslosenhilfe und Migrationsberatung. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist aber auch ein grenzüberschreitender Ansatz von Diakonie: transnationale Kooperationsprojekte und grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch von Kolleginnen und Kollegen sind wichtige Bausteine. Deshalb arbeiten an diesem Thema auch mehrere Fachbereiche des Diakonischen Werks zusammen. Mehr dazu unter: Grenzübergreifende Sozialarbeit
Schwerpunkt der diakonischen Arbeit ist dabei die unmittelbare Existenzsicherung der Menschen, hier vor allem die Integration in den Krankenversicherungsschutz, damit zumindest die Versorgung im Krankheitsfall gesichert ist. Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Durchsetzung sozialrechtlicher Ansprüche. Aus Sicht der Diakonie können die Betroffenen sehr viel mehr beanspruchen, als ihnen offiziell zugestanden wird. Siehe auch: Positionspaper "EU-Bürger*innen in prekären Lebenslagen"