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Lebenslagenbericht

Warum aus Sicht der Freien Wohlfahrtspflege in Hamburg eine Berichterstattung über Armut und Reichtum dringend geboten ist.

Den jüngsten Armutsbericht über Hamburg gab es im Jahr 1997. Aktuelle empirische Untersuchungen zur Quantität und Qualität von relativer Armut nach Standards, die sich in der kommunalen und bundesweiten Armutsberichterstattung etabliert haben, liegen in Hamburg nicht vor. Es gibt allenfalls kleinere Studien über sozialmedizinische Versorgung Wohnungsloser, über die medizinische Versorgung Wohnungsloser, eine Wohnungslosenzählung oder Vergleichsstudien im Rahmen stadtsoziologischer Untersuchungen zur Bewältigung von prekären Lebenslagen in St. Pauli und Mümmelmannsberg (Kronauer/Vogel)]. Empirisches Material über Armutslebenslagen in Hamburg sind nur in der Sozialhilfe-Statistik zu finden, die eine kommunale Geschäftsstatistik ist und nicht über Wirkungen (der Ressourcenausstattung oder sozialpolitischer Maßnahmen) informiert. Fragen nach der zeitlichen Dauer von Armutslebenslagen sind darin ebenfalls nicht ausreichend zu beantworten.

In der Öffentlichkeit sind in den letzten Jahren Bilder vom „Sozialschmarotzertum“ und „Sozialhilfemissbrauch“ wirkmächtig geworden, die nicht ohne Einfluss auf die gesellschaftliche und politische Wahrnehmung von Menschen in prekären Lebensverhältnissen und die Wirkungen staatlicher Sozialleistungen geblieben sind. Armutsberichterstattung kann hier wichtigen einen Beitrag zur Versachlichung leisten.

Die Freie Wohlfahrtspflege hat mit der Kampagne „Fehlt Ihnen etwas? Beratung kann helfen!“ auf das Phänomen der verdeckten Armut hingewiesen. Die Freie Wohlfahrtspflege hält es für die Entwicklung einer bedarfsgerechten kommunalen Sozialpolitik für notwendig, eine kontinuierliche Armutsberichterstattung zu ermöglichen. Eine entsprechend konzeptualisierte Berichterstattung könnte nicht nur empirische Daten z.B. zur Einkommensarmut, zur Armut unter Erwerbslosen und Erwerbstätigen, zur Überschuldung, zur Wohnungsversorgung, zur gesundheitlichen Situation und Bildungsbenachteiligung liefern, sie könnte auch die Armutsbetroffenheit von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen darstellen (z.B. Kinder, MigrantInnen) und vor allem untersuchen, ob die Maßnahmen, die mit dem Ziel der Armutsbekämpfung in Hamburg unternommen werden (z.B. arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und Arbeitsgelegenheiten oder soziale Beratungsangebote) ihr Ziel überhaupt erreichen.

Neben der Armutsberichtserstattung bietet sich in der Metropolregion Hamburg auch eine Reichtumsberichterstattung an, um ein einigermaßen zuverlässiges Bild über Umfang und Ausmaß der sozialen Ungleichheit im Stadtstaat zu bekommen.

Anregungen zur Weiterentwicklung der Berichterstattung in Hamburg gibt die folgende Expertise von Dr. Peter Bartelheimer, die im Zusammenhang der 6. Konferenz zur sozialen Spaltung in Hamburg entstanden ist und Bezug nimmt auf den letzten Hamburger Sozialbericht: Sozialberichterstattung für Hamburg

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Paul Grabbe, Diakonie Hamburg

Paul Grabbe

Arbeitslosigkeit, Existenzsicherung und Soziale Teilhabe
Diakonisches Werk Hamburg
Königstraße 54
22767 Hamburg