Temperaturen tagsüber kurz über null Grad und Schneeregen – das ist die Wetterprognose für die nächsten Tage. Für rund 2000 obdachlose Menschen bedeutet das eine Gefahr: Denn wer auf der Straße lebt, kämpft täglich ums Überleben und ist häufig chronisch krank. Eine einfache Virusinfektion kann dann tödliche Folgen haben. Die meisten der im letzten Jahr verstorbenen obdachlosen Menschen starben an Komplikationen grundsätzlich gut behandelbarer Erkrankungen.
Die Diakonie fordert eine ganztägige Öffnung der Räume des Winternotprogramms. Denn ohne amtliche Unwetterwarnung müssen die Menschen die Notunterkünfte morgens wieder verlassen. Nur in Ausnahmefällen dürfen sie tagsüber bleiben. „Das Leben auf der Straße, der tägliche Kampf ums Überleben, Drogen- und Alkoholkonsum, unbehandelte chronische Krankheiten. All dies führt dazu, dass die Menschen in eine gesundheitliche Abwärtsspirale geraten“, sagt Dr. Hans-Heiner Stöver, der sich ehrenamtlich im Diakonie-Zentrum für Wohnungslose engagiert.
Wenn dann noch Virusinfektionen hinzukämen, die unter diesen Lebensbedingungen nicht ausheilen könnten, bestehe schnell Lebensgefahr. „Als Arzt rate ich bei grippalen Infekten normalerweise dazu, sich auszuruhen, warm zu halten, viel zu schlafen und zu trinken. Nur so lassen sich gefährliche Komplikationen wie Lungen- oder Herzmuskelentzündungen und im schlimmsten Fall ein plötzliches Herzversagen vermeiden.“ Das sei für Obdachlose unter den derzeitigen Bedingungen nicht möglich. „Niemand sollte den ganzen Tag draußen verbringen oder auf der Straße schlafen müssen, schon gar nicht im Herbst und Winter“, so der Allgemeinmediziner.
Die Diakonie fordert einen Hamburger Aktionsplan gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit, um dem Ziel, diese bis 2030 abzuschaffen, näher zu kommen.
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