Sozialexperte Dirk Hauer: „Alle Bemühungen müssen sich darauf konzentrieren, Wohnraum zur Verfügung zu stellen.“ Die aktuelle Situation sei nicht nur eine soziale Herausforderung, sondern auch ein wirtschaftliches Problem.
Nach aktuellen Statistiken leben in Hamburg über 32.000 wohnungslose Menschen. Davon sind mehr als 13.000 länger als zwei Jahre in öffentlich-rechtlichen Unterkünften untergebracht. Damit hält Hamburg bundesweit den Negativrekord. Hier bestehe dringender politischer Handlungsbedarf. Im Bereich der Obdachlosigkeit haben sich die Zahlen seit der letzten Zählung verdoppelt: 3.787 Menschen leben in Hamburg auf der Straße, wobei die Dunkelziffer deutlich höher liegt. „Jede Wohnung für wohnungslose Menschen hilft, weitere Plätze in den Nothilfesystemen einzusparen. Das gibt den Menschen eine Perspektive und rechnet sich am Ende auch wirtschaftlich“, sagt Hauer.
Es brauche klare und überprüfbare Zielsetzungen:
- Erhöhung der Versorgungsverpflichtung der SAGA für vordringlich Wohnungssuchende
- Neubau von Wohnungen mit Sozialbindung und vor allem für Haushalte mit Dringlichkeitsbestätigung (WA-Bindungen)
- Abschaffung der Freistellungsgebiete
- Stärkung der bezirklichen Fachstellen für Wohnungsnotfälle und der sozialen Beratungsstellen
- Ausreichend Plätze für Menschen mit Gewalterfahrungen und Alleinstehende mit Kindern in der öffentlich-rechtlichen Unterbringung
Das Diakonische Werk Hamburg fordert die Politik auf, umgehend notwendige Schritte einzuleiten, um die Wohnungsnot in Hamburg zu bekämpfen. „Unterkünfte sind eine vorübergehende Notlösung. Wer auf der Straße lebt, riskiert sein Leben. Die Achtung von Menschenwürde hängt auch mit der Bereitstellung von Wohnraum zusammen, er ist durch nichts zu ersetzen“, so Hauer.
Für weitere Informationen steht Ihnen Stefanie Koch, T.: 040-30620221, E-Mail: koch@diakonie-hamburg.de zur Verfügung.
Hintergrund:
- Die Diakonie fordert einen Hamburger Aktionsplan gegen Obdach- und Wohnungslosigkeit, um dem Ziel, diese bis 2030 abzuschaffen, näher zu kommen. Und arbeitet selbst an Lösungen: Im Neubauprojekt Diakonie-Haus Münzviertel, das bis 2026 Wohnraum für 31 wohnungslose Menschen schafft. Oder mit dem Projekt Housing First Hamburg, das obdachlosen Menschen Wohnraum vermittelt.
- Auch im Bürgerschaftswahlkampf versteht sich die Diakonie als Anwältin und benennt Ursachen von sozialer Not gegenüber Politik und Gesellschaft. Die Diakonie setzt sich für Frieden und soziale Gerechtigkeit ein – und erwartet das auch von demokratischen Parteien!