Hamburg, 20.02.25 | Wie kann die angespannte Situation in vielen Kitas verbessert und eine gute und verlässliche Betreuung gewährleistet werden? Wieviel ist uns als Gesellschaft die Frühe Bildung wert? Darum ging es gestern Abend auf einer Fachveranstaltung, zu der die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (AGFW) Vertreter*innen der Behörde, der Wissenschaft, der Eltern und Mitarbeitenden sowie der Parteien ins Diakonische Werk Hamburg eingeladen hatte.
„Kinder haben ein Recht auf Bildung und gleiche Startchancen. Als erster Bildungsort eines Kindes müssen Kitas finanziell solide ausgestattet sein. Nur so kann es gelingen, gut ausgebildete Fachkräfte zu beschäftigen, die für eine hohe Qualität und Verlässlichkeit der Betreuung sorgen. Die von der Stadt gezahlten Entgelte sind jedoch nicht auskömmlich. Wir fordern deshalb eine umfassende Reform des Kitagutscheinsystems“, sagte Sandra Berkling, Bereichsleitung Kinder- und Jugendhilfe in der AGFW.
Die Rahmenbedingungen für das mittlerweile über 20 Jahre alte Kitagutscheinsystem haben sich stark verändert. Die Anforderungen an die Fachkräfte und den Kitabetrieb sind deutlich gestiegen. So müssen die Fachkräfte zum Beispiel viel mehr Zeit für die Dokumentation der Entwicklung der Kinder aufwenden. Diese „mittelbare Pädagogik“ wird gefordert, aber nicht über das Gutscheinsystem refinanziert. Auch Urlaubs- und Krankheitstage sind nicht eingerechnet, so dass Fachkräfte in der Arbeit am Kind fehlen und die verbleibenden Fachkräfte mehr belastet werden. Infolge der starken Arbeitsbelastung erhöhen sich der Krankenstand und die Abwanderung aus den pädagogischen Berufen - eine Abwärtsspirale in einer ohnehin von Fachkräftemangel geprägten Zeit.
„Mittlerweile verfügen wir über wissenschaftliche begründete Standards, die für gute Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung der Kinder erfüllt sein sollten. Deren positive Effekte auf die kognitive, sprachliche und sozial-emotionale Entwicklung sind wissenschaftlich belegt“, erläutert Prof. Dr. Petra Strehmel von der HAW. „Darüber hinaus lohnen Investitionen in Frühe Bildung auch ökonomisch: Jeder investierte Euro erbringt ein Mehrfaches an Rendite – weil Eltern verlässlich berufstätig sein können und soziale Problemlagen reduziert werden. So sollten die zurückgehenden Kinderzahlen als demografische Rendite für die Zukunft genutzt werden.“
Den Vertreter*innen der politischen Parteien ist die kritische Situation der Kitas durchaus bewusst. Ihre Lösungsansätze unterscheiden sich aber deutlich: von einer Verschiebung der Prioritäten beim Haushalt der Stadt zugunsten der Kitas als lohnende Investition in die Zukunft, über Entwicklung neuer Kooperationsmodelle im Stadtteil bis zur Steigerung der Attraktivität des Berufs durch Ausbildungsvergütung, Akademisierung und den Ausbau von Funktionsstellen.
Pressekontakt:
Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Hamburg e. V.
Sandra Berkling
Bereichsleitung Kinder- und Jugendhilfe
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Mobil: 0151 42 54 74 68