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FairLove Symbolbild

Pressemeldung :Nachfrage nach Minderjährigen und jungen Frauen in der Prostitution gestiegen

Datum:
8. Apr. 2025

Das Projekt FairLove der Diakonie Hamburg beobachtet eine gestiegene Nachfrage nach jungen Mädchen und Frauen in der Prostitution und eine Zunahme von minderjährigen Betroffenen von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung. FairLove ist eine Anlaufstelle für 12- bis 21-jährige Opfer der sogenannten Loverboy-Methode. Bei Loverboys handelt es sich meist um junge Männer, die gezielt eine Liebesbeziehung zu einem minderjährigen Mädchen oder einer jungen Frau eingehen, mit dem Ziel sie in die Prostitution zu zwingen. Diese Zuhälter sind häufig in die Strukturen der organisierten Kriminalität eingebunden.

Minderjährige Betroffene der Loverboy-Methode kommen aus allen sozialen Schichten, werden selten erkannt und wenden sich nicht eigenständig an das Projekt. Dies passiert meist über Dritte wie Angehörige oder Fachkräfte aus der Jugendhilfe. Die Loverboys sorgen häufig dafür, dass die Mädchen weiter zur Schule gehen und ihren Hobbies nachkommen, sodass Angehörige zunächst nicht merken, dass etwas nicht stimmt. Gleichzeigt werden sie heimlich von dem Täter auf verschiedenen Onlineplattformen zum Sex angeboten.

Aus Berichten der Klientinnen des Projekts geht hervor, dass die Anwerbung in Hamburg durch die Täter, neben den Sozialen Netzwerken, insbesondere in Bars und Clubs rund um die Reeperbahn und dem Jungfernstieg stattfindet. Die sexuelle Ausbeutung Minderjähriger ist weitgehend aus dem öffentlichen Raum verschwunden und hat sich in das Internet verlagert. Die Betroffenen treffen sich meist in privaten Wohnungen, Hotels oder Appartements mit den Freiern.

Bei den Präventionsworkshops an Schulen, die von FairLove regelmäßig durchgeführt werden, fällt auf, dass es für minderjährige Mädchen mittlerweile zum Alltag gehört, im Internet von älteren Männern Nachrichten oder Bilder mit sexuellen Inhalten geschickt zu bekommen. Das Erstarken von antifeministischen Bewegungen wirkt sich auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung bei der Auslegung von Geschlechterrollen aus. Dies macht sich bei der Arbeit von FairLove bemerkbar.

Das Projekt bietet auch den Angehörigen Entlastung und Unterstützung in Form von Gesprächen sowie einer Angehörigengruppe an, in der sie sich untereinander austauschen können. Des Weiteren finden Begleitungen, etwa zu rechtlichen Erstberatungen bei einer Opferhilfeanwältin, Gerichtsterminen, zur Jugendberufsagentur und in die Rechtsmedizin statt. Um weiterhin bedarfsgerechte und lebensweltnahe Soziale Arbeit leisten zu können, führt FairLove zusätzlich aufsuchende Arbeit im digitalen Raum durch. Im Sinne der Präventionsarbeit werden außerdem Freier angeschrieben, die online explizit nach Minderjährigen oder sehr jungen Frauen suchen.

Annika Woydack, Landespastorin und Vorstandsvorsitzende der Diakonie Hamburg: „Die steigende „Nachfrage“ nach jungen Mädchen in der Prostitution macht fassungslos. Als Gesellschaft können wir dies nicht stillschweigend hinnehmen. Wir müssen vermehrt den Fokus auf die Täter richten. Dazu gehört eine Debatte über den wachsenden Antifeminismus und wie wir diesem entgegentreten können – zum Schutze unserer Kinder.“

Anne Wieckhorst, Projekt FairLove: „Die Betroffenen haben häufig auf Grund von traumatischen Erfahrungen das Gefühl für ihren eigenen Körper und ihre Bedürfnisse verloren. Es bräuchte ein spezialisiertes, traumasensibles Therapieangebot, welches einfach zugänglich ist. Zudem gibt es in Hamburg keine Schutzwohnungen, in denen junge Betroffene von Menschenhandel untergebracht werden können.“

 

Für Rückfragen steht Ihnen zur Verfügung:

Wiebke Dördrechter, Referentin Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 040-30620-384, w.doerdrechter@diakonie-hamburg.de