Wohnungslosenzahlen in Hamburg stark angestiegen
Diakonie fordert wirksame soziale Wohnungspolitik
Angesichts der aktuellen Wohnungslosenzahlen zeigt sich die Diakonie Hamburg alarmiert und fordert eine wirksame soziale Wohnungspolitik. Am heutigen Mittwoch hat das Statistische Bundesamt die offizielle bundesweite Wohnungslosenstatistik veröffentlicht. Danach gab es in Hamburg am Stichtag 31. Januar 2023 insgesamt 32.285 wohnungslose untergebrachte Menschen. Nicht enthalten in dieser Zahl sind obdachlos auf der Straße und verdeckt wohnungslos lebende Menschen.
Die Wohnungslosenquote pro 100.000 Einwohner in Hamburg beträgt damit 1.659 und liegt deutlich über dem Bundesdurchschnitt (440). Vor einem Jahr betrug die Zahl der untergebrachten wohnungslosen Menschen in Hamburg noch 18.915 Personen. Diese dramatische Steigerung um 70% ist auf die wegen des Krieges geflüchteten Menschen aus der Ukraine zurückzuführen.
Dirk Hauer, Sozialexperte der Diakonie Hamburg: „Diese Zahlen sind alarmierend. Die Diakonie fordert den Hamburger Senat auf, endlich einen wirksamen hamburgischen Aktionsplan zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit vorzulegen. Das, was in den letzten Jahren in Hamburg gemacht worden ist, reicht ganz einfach nicht, um die Wohnungslosigkeit ernsthaft zu bekämpfen. Was wir brauchen, ist ein klares und überprüfbares Ziel, das mit geeigneten Maßnahmen und Kennzahlen hinterlegt wird.“
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag das Ziel formuliert, bis 2030 die Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Deutschland zu beseitigen. Zusammen mit den anderen Wohlfahrtsverbänden in Hamburg hat die Diakonie vor einiger Zeit Eckpunkte für einen entsprechenden Hamburger Aktionsplan vorgelegt. Dirk Hauer: „Nicht Ordnungspolitik wie das aktuelle polizeiliche Vorgehen gegen obdachlose und bettelnde Menschen beseitigt soziale Not, sondern konkrete sozialpolitische Maßnahmen: mehr öffentlich geförderter Wohnungsbau, vor allem für vordringlich wohnungssuchende Haushalte, eine konsequente soziale Neuausrichtung der Bestandspolitik und eine stärkere Heranziehung der SAGA zur Versorgung wohnungsloser Haushalte.“
Bei Rückfragen: Stephan Nagel 040 30620 221 nagel@diakonie-hamburg.de
Hintergrund
Am 2. August 2023 veröffentlichte das Statistische Bundesamt zum zweiten Mal die offizielle Wohnungslosenstatistik der Bundesrepublik. https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/08/PD23_305_229.html Danach sind in Deutschland am 31. Januar 2023 insgesamt 372.000 untergebrachte wohnungslose Personen registriert gewesen. Am Stichtag des letzten Jahres waren es noch 178.000 Personen. Die starke Steigerung gegenüber dem Vorjahr ist zum einen auf eine Verbesserung der Datenmeldung im zweiten Statistikjahr zurückzuführen; zum anderen wurden 2023 knapp 130.000 geflüchtete Personen aus der Ukraine erfasst, das entspricht 35% aller in Deutschland untergebrachten Personen.
Die Statistik erfasst Personen, die wegen Wohnungslosigkeit beispielsweise in vorübergehenden Übernachtungsmöglichkeiten oder in Not- und Gemeinschaftsunterkünften untergebracht wurden – einschließlich in Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege. Von der Bundesstatistik nicht erfasst werden obdachlos auf der Straße lebende und verdeckt wohnungslose Menschen. Geflüchtete werden in der Statistik berücksichtigt, wenn sie über einen positiven Abschluss des Asylverfahrens verfügen (z.B. Asylberechtigung, Flüchtlingseigenschaft, subsidiärer Schutz) und weiterhin untergebracht werden, weil sie zum Beispiel keinen Mietvertrag haben.
Geflüchtete aus der Ukraine sind ebenfalls in der Statistik zu berücksichtigen, wenn sie untergebracht sind und nicht über einen Mietvertrag oder Ähnliches verfügen. Personen aus der Ukraine, die bei Privatpersonen unterkommen, werden nicht in der Statistik berücksichtigt, da den beteiligten Stellen hierüber in der Regel keine Nachweise vorliegen.