„Zu uns kommen Menschen, die in ihren Herkunftsländern und auf der Flucht Kriegsgewalt oder Folter überlebt haben. Viele haben auch sexualisierte Gewalt, Gefangenschaft und den Verlust nahestehender Menschen erlebt“, sagt Christina Ellinghaus, Leiterin der PSB Flucht (Psychosoziale Beratungsstelle für Flüchtlinge) der Diakonie in Hamburg. „Unser Team hilft ihnen, sich durch psychologische Beratungs- und Gruppenangebote, Psychotherapie und Sozialberatung zu stabilisieren. So können sich Traumafolgeerkrankungen wie Depressionen und Angststörungen bessern.“ Dies schaffe auch die Voraussetzung für psychische Gesundheit und damit eine gelingende Integration.
Die jetzt im Raum stehenden Kürzungen gefährden diese Arbeit. Sie stehen sowohl bundespolitischen als auch vielen im Hamburger Integrationskonzept festgeschriebenen Zielsetzungen entgegen. „Wenn Mittel für psychosoziale Angebote wegfallen, führt das zu längeren Wartezeiten und Aufnahmestopps, Einrichtungsschließungen, Behandlungsabbrüchen und höheren Einweisungsquoten in Kliniken“, so Christina Ellinghaus.
Chronifizierungen von psychischen Erkrankungen, die ambulant hätten aufgefangen werden können, seien zu beobachten. Lebens- und Berufsperspektiven von Geflüchteten scheiterten. „Die damit verbundenen gesellschaftlichen und finanziellen Kosten sind um ein Vielfaches höher als die Mittel, die in das Hilfesystem der Psychosozialen Zentren fließen“, so Christina Ellinghaus. „Wir wünschen uns eine finanzielle Absicherung unserer Arbeit, um frühzeitige therapeutische Versorgung für Schutzsuchende anbieten zu können. Wir fordern, dass die bereits knappen Mittel nicht noch weiter reduziert werden.“
Hintergrund:
Im Entwurf des Bundeshaushaltes 2024 ist eine Kürzung bei der Unterstützung und Therapie psychisch belasteter bzw. traumatisierter Geflüchteter um mehr als € 10 Millionen geplant, das ist mehr als die Hälfte der bisherigen Mittel. (Ressort: BMFSFJ; 2023: € 17,5 Millionen, 2024: € 7,1 Millionen). Diese Einsparungen stehen der seit Jahren höchsten Zuwanderungsrate nach Deutschland gegenüber, darunter allein 1,2 Mio. Geflüchtete aus der Ukraine. Um hier gut ankommen und die Gesellschaft bereichern zu können, benötigt es Unterstützung und Beratung von Migrant*innen und Asylsuchenden in allen Bereichen. Insbesondere schwer traumatisierte Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten brauchen Unterstützung durch für sie zugeschnittene, therapeutische Angebote.
Weitere Informationen zu den vorgesehenen Kürzungen im Bundeshaushalt und die Einschätzungen und Forderungen der Diakonie dazu gibt es unter https://www.diakonie.de/bundeshaushalt-2024-erwartungen-an-die-politik