Einzelzimmer für Obdachlose als Schutz im Corona-Winter: Dank einer großzügigen Spende können die Partner Alimaus, Hinz&Kunzt, Diakonie Hamburg und Caritas ihr Projekt aus dem Frühjahr fortführen und zunächst rund 60 obdachlose Menschen von Dezember bis April nächsten Jahres sicher und menschenwürdig in Hotels unterbringen. Das Hamburger Unternehmen Reemtsma stellt dafür erneut 300.000 Euro zur Verfügung.
Die Projektpartner reagieren damit auf die anhaltend hohe Gefährdung der Betroffenen, gerade in der kalten Jahreszeit. Während die Stadt die Zahl der Plätze in Gemeinschaftsunterkünften im Winternotprogramm erhöht hat, setzt das Bündnis auf Einzelunterbringung als wirksamsten Corona-Schutz. Das Engagement umfasst auch die Begleitung durch Sozialarbeiter und nach Möglichkeit eine regelmäßige Essensversorgung sowie die Bereitstellung von Hygieneartikeln und sauberer Kleidung.
Bereits zu Beginn der Pandemie hatte das trägerübergreifende Bündnis nach einer Spende der Firma Reemtsma von ebenfalls 300.000 EUR obdachlose Menschen in Hotels untergebracht und damit gute Erfahrungen gemacht: Die Menschen konnten sich physisch und psychisch sehr gut erholen und waren für weitergehende Hilfsangebote zugänglicher. In einigen Fällen gelang auch der Übergang in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und eine feste Unterkunft.
Für den Winter setzen die Projektpartner auf eine kontinuierliche Beherbergung bis zum Ende der kalten Jahreszeit: Die Wohnungslosen brauchen für den gesamten Winter eine verlässliche Unterkunft. Sobald hoffentlich weitere Spenden eingehen, können auch weitere Menschen in den Genuss eines sicheren Einzelzimmers kommen. Den Anfang mit weiteren Spenden wollen die Reemtsma-Mitarbeiter selbst machen. Einen unternehmensinternen Aufruf dazu wird es im Dezember und Januar geben.
Michael Kaib, Sprecher des Reemtsma-Vorstands: „Für Reemtsma ist es eine Herzensangelegenheit, die Hilfe für obdachlose Menschen mit einer weiteren Spende fortzusetzen. Wir sehen, dass Unterstützung gerade jetzt in der kalten Jahreszeit noch dringlicher benötigt wird. Für uns als Unternehmen ist soziales Engagement seit jeher ein wesentlicher Bestandteil unserer Aktivitäten. Insbesondere am Standort Hamburg, unserer Heimat. Es erfüllt mich mit Stolz, dass auch über unsere Mitarbeiter diese Form der Nächstenliebe weitergeht, viele Kollegen und Kolleginnen spenden auch privat, sammeln Sachspenden oder engagieren sich ehrenamtlich.“
Besonders betroffen, doch oft vergessen
Das Leben auf der Straße zehrt besonders in der kalten Jahreszeit am Gesundheitszustand vor allem älterer Obdachloser. Die Folge: Nicht wenige leiden bereits an Grunderkrankungen, die sie besonders anfällig machen für eine Infektion mit dem Corona-Virus. Zudem ist das Rauchen unter Obdachlosen überdurchschnittlich stark verbreitet. Laut Robert Koch-Institut gehören sie damit zur Risikogruppe für einen möglicherweise erschwerten COVID-19-Krankheitsverlauf.
Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter von Hinz&Kunzt: „Wir freuen uns sehr über die große Spende und auch über die vielen kleineren Projekte, die sich bei der Hotelunterbringung für Obdachlose engagieren. Vielleicht freuen wir uns heute sogar noch mehr als im Frühjahr, denn die Not ist inzwischen noch viel größer geworden. Die Infektionszahlen steigen, aber bisher ist die Einzelunterbringung leider kein Standard. Wir haben Angst davor, was der Winter bringt.“
Dr. Kai Greve, Vorstand Trägerverein Alimaus: „Wir sind dankbar, dass das Unternehmen Reemtsma erneut mit einer so großen Spende dazu beiträgt, eine Hotelunterbringung für Obdachlose wieder möglich zu machen, was in der jetzigen Jahreszeit noch wichtiger ist als im Frühjahr. Wir sind froh, mit Hinz&Kunzt und dem Diakonischen Werk erneut mit den zuverlässigen Partnern aus dem Frühjahr zusammenzuarbeiten. Völlig unverständlich ist es aber, dass die Unterbringung nur aufgrund von Spenden aus der Wirtschaft und dem Engagement von Sozialarbeitern und Ehrenamtlichen möglich ist, obwohl dies eigentlich eine originäre Aufgabe der Stadt Hamburg wäre.“
Dirk Ahrens, Landespastor und Leiter des Diakonischen Werks Hamburg: „Gerade besonders verletzliche Gruppen wie obdachlose Menschen müssen vor Infektionen geschützt werden. Das geht aber nur mit Einzelunterbringung. Im Frühjahr haben wir gezeigt: Es funktioniert! Und unsere Erfahrungen zeigen auch: Einzelunterbringung und ein Minimum an Ruhe und Privatsphäre eröffnen deutlich bessere Chancen für Perspektiven aus der Obdachlosigkeit. Unser Hotelprojekt liefert also wichtige Hinweise, in welche Richtung das Unterbringungssystem in Hamburg weiterentwickelt werden müsste. Unser herzlichster Dank gilt erneut dem Unternehmen Reemtsma, das die Fortführung dieses großartigen Kooperationsprojekts möglich macht.“
Zur Bilanz der Hotel-Unterbringung im Frühjahr.
Über Reemtsma: Das Hamburger Traditionsunternehmen Reemtsma ist Teil der Imperial Brands PLC und zweitgrößtes Unternehmen im deutschen Tabakmarkt. Zum Markenportfolio gehören Marken wie JPS, Gauloises, Davidoff oder West. Reemtsma beschäftigt mehr als 2.000 Mitarbeiter an den Standorten Hamburg, Langenhagen (Werk) und Trossingen (Werk). Gegenüber Schutzbedürftigen, Konsumenten, seinen Mitarbeitern und der Gesellschaft trägt Reemtsma eine große Verantwortung, die über die Herstellung und Vermarktung seiner Produkte hinausgeht, und leistet einen Beitrag für ein vertrauensvolles und nachhaltiges Miteinander.
Über Hinz&Kunzt: Hinz&Kunzt ist Deutschlands auflagenstärkstes Straßenmagazin mit den Schwerpunkten Sozialpolitik, Hamburg-Themen und Kultur. Das Heft wird von rund 530 Obdachlosen, Wohnungslosen, Ex-Obdachlosen und von Menschen in prekären Lebenslagen auf Hamburgs Straßen verkauft. Hinz&Kunzt bietet eine unbürokratische Beschäftigung für Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen haben und fördert das soziale Klima in Hamburg. Als integratives Projekt berät Hinz&Kunzt zudem bei Suchtproblemen, Geldsorgen, bei der Suche nach einer Unterkunft oder Wohnung, bei Behördenangelegenheiten oder familiären Problemen.
Über Alimaus: Die Alimaus am Nobistor ist vor 28 Jahren durch den Impuls des christlichen Glaubens entstanden und bietet seither Aufenthaltsraum und Essensausgabe für mittellose Menschen. Obdachlose und Bedürftige werden dort das ganze Jahr über kostenlos versorgt, täglich kommen bis zu 400 Gäste Darüber hinaus ist die Alimaus Rückzugsort, der Geborgenheit spendet, seelsorgerische Beratung leistet sowie eine Kleiderkammer und eine medizinische und sanitäre Anlaufstelle bietet. Die medizinische Versorgung wird seit letztem Jahr ergänzt durch das Gesundheitsmobil, das als mobile Notversorgungspraxis jeden Sonntag am Gabenzaun am Hauptbahnhof und alle 14 Tage zusätzlich auf der Reeperbahn zu finden ist. In den Wintermonaten unterhält die Alimaus zudem den Hamburger Kältebus, der zwischen dem 1.11. und dem 31.03. eines Jahres jeden Abend von 19.00 bis 24.00 Uhr unterwegs ist, um Obdachlose in die Winternotunterkünfte zu bringen oder sie mit Schlafsäcken und Isomatten zu versorgen.